Spiering trifft Scholz: Ländliche Räume als Kraftzentren und Digitalisierung der Landwirtschaft stärken

MdB Rainer Spiering (SPD): Der ländliche Raum und unsere Landwirtschaft können enorm von der Digitalisierung profitieren. Die Voraussetzungen hierfür müssen allerdings geschaffen werden.

„Die ländlichen Räume sind wichtige Kraftzentren unseres Landes. Mehr als die Hälfte der Einwohner Deutschlands lebt hier. Auch als Wirtschaftsstandort sind die ländlichen Regionen von enormer Bedeutung. Viele mittelständische „hidden champions“, also Weltmarktführer in ihrer jeweiligen Sparte, und technologieorientierte Zulieferer haben ihren Sitz auf dem Land. Das gilt gerade für die Agrarbranche in der Weser-Ems-Region“, so der Agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Spiering.

Mit (v. l.) Thomas Böck und Olaf Scholz
Mit (v. l.) Thomas Böck und Olaf Scholz

Insbesondere für die Agrarbranche, die unmittelbar von der natürlichen Ressource Boden abhängig ist, steht die effiziente Nutzung und Schonung des Bodens im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Betriebe müssen effizienter und Erträge nachhaltig gesteigert werden. Unter diesen Vorzeichen hat Spiering den Vizekanzler und Bundesfinanzminister, Olaf Scholz (SPD), sowie Vertreter einzelner Landtechnikunternehmen zu sich ins Osnabrücker Land eingeladen.

Als Treffpunkt wurde das neue Entwicklungszentrum für Elektronikentwicklung des Claas-Konzerns bei Dissen genutzt. Die knapp drei Stunden vor Ort waren mit einer Technikvorführung sowie mit einem Gespräch mit den Unternehmen über die Digitalisierung und die Möglichkeiten einer Agrar-Plattform als Datendrehscheibe in der Landwirtschaft gut gefüllt.

Spiering bekräftigte hierbei seine Forderung, dass der Bund für die Forschung und Entwicklung mehr Mittel bereitstellen sollte. Ebenso bedürfe es der Hilfestellung bei der Schaffung einer zukunftsfähigen digitalen Infrastruktur im ländlichen Raum sowie bei der Bereitstellung einer unternehmensunabhängigen und staatlich initiierten IT-Plattform für Landwirte. „Zur Erstellung einer solchen Plattform hat der Bund im Haushalt 2019 bereits 12 Millionen Euro bereitgestellt. Diese Mittel wollen und müssen wir dringend mit fachgerechten und zielorientierten Projekten unterlegen“, stellt Spiering klar und betont: „Unsere Landwirtschaft benötigt ein intelligentes und anwenderfreundliches Daten-Management-System, das die gesamte Prozesskette vom Feld, über die Lieferung an den Handel abbildet. Die Landwirte werden so von einfachen Arbeitsaufgaben entlastet und können die Qualität, die Sicherheit der Prozesse, die Produktivität sowie die Produktqualität erhöhen.“

Der Bundesfinanzminister Scholz nahm die Anregungen mit und äußerte sich dahingehend, dass eine Erstellung einer Agrar-Masterplattform nicht an der Finanzierung scheitern werde. Bedingung sei allerdings, dass sich die Landtechnikunternehmen aktiv an der Ausgestaltung beteiligen.

Spiering weiter: „Das Urteil des Europäischen Gerichtshofes gegen Deutschland aufgrund der unzureichenden Umsetzung der EU-Nitrat-Richtlinie zeigt, dass zusätzliche und kontinuierliche Anstrengungen notwendig sind, um die Umweltauswirkungen der Landwirtschaft zu minimieren. Ziel der heutigen Gesprächsrunde war es daher, Lösungswege zu erörtern, wie wir Informationen und Wissen über die Bedürfnisse der Tiere und Pflanzen, effektive Umweltschutzmaßnahmen sowie die örtliche Bodenbeschaffenheit erlangen und besser vermitteln können. So ist auch die jüngst eingeführte Stoffstrombilanzverordnung als „Werkzeug“ zu verstehen. Dieses Wissen und die notwendigen Bilanzierungen können Landwirte mithilfe digitaler Lösungen wesentlich schneller und effektiver vornehmen“.

Klärungsbedarf sahen alle Beteiligten in der Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für Smart Farming und in der Datennutzung. So müssen der Datenschutz und die Datensicherheit der Landwirte garantiert werden. Optimal wäre es, wenn international verlässliche Standards geschaffen werden, die eine Kommunikation von Maschinen und Systemen möglichst herstellerübergreifend ermöglichen. „Zur Wahrung der Zukunftschancen darf nicht einzig die Innovation der Landtechnik im Mittelpunkt stehen, sondern ebenso wichtig ist eine zügige Bereitstellung mit schnellem Internet, um für gleichwertige Lebens- und Arbeitsverhältnisse zwischen Ballungsgebieten und dem ländlichen Raum zu sorgen“, führte Spiering aus.

Die gesamte Lebensmittel- und Wertschöpfungskette in Deutschland beschäftigt knapp 4,5 Millionen Menschen. Das Agribusiness hat 2017 in Deutschland einen Gesamtumsatz von 225,7 Milliarden Euro erzielt und ist damit die drittgrößte Teilbranche innerhalb des verarbeitenden Gewerbes.