Projektbeschreibung Lichtsicht – Projektions-Biennale in Bad Rothenfelde

Die Lichtsicht – Projektins-Biennale ist ein alle zwei Jahre stattfindendes Kunstfestival für Video- und Medienkunst in Bad Rothenfelde im Landkreis Osnabrück. Seit dem Winter 2007/2008 wird es durchgeführt. Die Lichtsicht 6, die 2017/2018 über vier Monate als Jubiläumsveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen durchgeführt wurde, war ein „Best-of“ der Beiträge aus den Veranstaltungen 1 bis 5.

Während des Kunstprojekts versammeln sich internationale Video- und Medienkünstler, um ihre Werke auf den gewaltigen Gradierwerken der Salinen Bad Rothenfeldes zu zeigen. Die noch relativ junge Kunstform „Erweiterte Projektion“ setzt sich dabei oftmals kritisch mit aktuellen gesellschaftlichen oder politischen Themen auseinander. War die Lichtsicht 1 im Jahr 2007 noch eher ein Experiment, hat sich das Konzept inzwischen zu einer der wichtigsten Veranstaltungen für Projektionskunst in Deutschland entwickelt.

(C) Katarina Veldhues & Gottfried Schumacher

50 lichtstarke Beamer werfen die Bilder und Videos auf die riesigen Flächen der Gradierwerke, die durch das an ihnen permanent herunterlaufende Wasser ihrerseits auch selbst in Bewegung sind. Auch der umgebende Kurpark, Wasserfontänen und Gebäude werden mit einbezogen. Einige Installationen ermöglichen sogar eine direkte Interaktion mit den Besuchern. Die Mischung aus Licht und Musik sowie moderner Medienkunst gepaart mit den historischen Gradierwerken lockt bei jeder Auflage über 160.000 Besucher an. Darunter befinden sich auch zahlreiche Menschen, die vom klassischen Kultur- und Kunstbetrieb kaum erreicht werden. So trifft man nach Einbruch der Dunkelheit etwa Familien mit Kindern oder Jugendliche an. Neben den imposanten Lichteffekten tragen zwei weitere Punkte zu diesem Erfolg bei: Der Eintritt ist frei und es handelt sich um eine Open-Air-Veranstaltung. Die elf Meter hohen und insgesamt über einen Kilometer langen Projektionsflächen stellen schon für sich allein eine touristische Sehenswürdigkeit da. Während der Lichtsicht werden Führungen angeboten, um dem Besucher Künstler und Werke näher zu erläutern. Diesen Umständen ist es zu verdanken, dass sich die Lichtsicht innerhalb weniger Jahre etabliert und zu einer festen Größe im Kulturbetrieb mit großer überregionaler Anziehungskraft und Strahlkraft entwickelt hat. Nicht nur für den die Gemeinde Bad Rothenfelde sondern auch für das Osnabrücker Land nehmen die Lichtsichten eine Sonderstellung im Kunstbereich ein.

Ryoji Ikeda – (C) Franz Wamhof

Die Liste der beteiligten Video- und Medienkünstler liest sich wie ein who-is-who der Szene. Die Heristo AG Bad Rothenfelde, die als Hauptsponsor ebenfalls maßgeblich an der Idee und der Realisierung beteiligt war, wurde 2015 der Deutsche Kulturförderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. verliehen.

Claudia Wissmann Prime Time – (C) Angela von Brill

Der Kurort Bad Rothenfelde befindet sich im Städtedreieck Bielefeld, Münster und Osnabrück. Etwa 8000 Menschen leben in der Gemeinde. Wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist das Kur- bzw. Gesundheitswesen. Sieben Kliniken und über eine halbe Million Übernachtungen jährlich sprechen für sich.

Die zwei historischen Gradierwerke aus den Jahren 1773-1777 bzw. 1818-1822, die während der Lichtsicht als Projektionsfläche dienen, sind die Reste der früheren Salzgewinnung am Ort. Sie begründen Bad Rothenfeldes Stellung als Heilbad. An ihren Schwarzdornwänden rieselt das solehaltige Wasser ab und verdunstet. Was früher ein wesentlicher Schritt zur Salzgewinnung war, trägt heute zu einer salzigen – gesunden – Atemluft bei. Wer während der Lichtsicht die Projektionen an den Gradierwerken auf sich wirken lässt, wird nicht nur audiovisuell, sondern daneben auch mit dem Geruchs- und Geschmackssinn angesprochen. Mit diesem Kunsterlebnis für alle Sinne besitzt die Lichtsicht in Bad Rothenfelde ein Alleinstellungsmerkmal, welches seinen großen Zuspruch begründet.

Robert Seidel Advection – (C) Carola Loeser