Dezentrale Energieversorgung auf dem Vormarsch

Auf Einladung von Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier informierte sich der Bundestagsabgeordnete Rainer Spiering in Ankum über die Nahwärmeversorgung der Niels-Stensen-Klinik und anderer Gebäude.

Landwirt und Energieerzeuger Rolf Sandbrink zeigte den Besuchern das Herzstück der Nahwärmeversorgung: den großen Elektromotor am Krankenhaus. Der Motor wird mit Strom aus einer Biogasanlage betrieben. Die dabei entstehende Abwärme beheizt das Krankenhaus und andere öffentliche oder private Gebäude.

Der Strom wird zudem über einen betriebseigenen Transformator ins Mittelspannungsnetz (10 KV) des Energieversorgers eingespeist. Vermarktet wird der Strom an der Strombörse in Leipzig. Die einzelnen Motoren können automatisch auf den aktuellen Bedarf im Stromnetz reagieren und die Leistung entweder drosseln oder steigern.

„Kombiniert mit einer Kraft-Wärme-Kopplung können rund 80 Prozent der anfallenden Energie genutzt werden. Damit ist der Wirkungsgrad enorm hoch“, berichtet Rolf Sandbrink.

Insgesamt gibt es in der Samtgemeinde Bersenbrück bereits neun Biogasanlagen, die eine dezentrale und regionale Energieversorgung gewährleisten. Das Nahwärmenetz erstreckt sich mittlerweile über mehrere Kilometer.

Mit Dr. Horst Baier (rechts) und Rolf Sandbrink
Mit Dr. Horst Baier (rechts) und Rolf Sandbrink

Baier macht sich Sorgen um die ökologisch vernünftige Nahwärmeversorgung in der Samtgemeinde durch Biogasanlagen nach Auslaufen der Förderung in 10-15 Jahren. Viele Anlagenbetreiber müssten jetzt investieren, um ihre Anlage zukunftssicher zu machen. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen bieten hier wenig Anreize. Baier und Sandbrink sehen die Bundesregierung in der Pflicht, die gut regelbaren und als Zwischenspeicher geeigneten Biogasanlagen eine Perspektive zu bieten.

Beim anschließenden Gespräch ging es außerdem um die Digitalisierung der Landwirtschaft. „Eine staatlich initiierte digitale Agrar-Plattform, die einen sicheren und effizienten Datenaustausch und den dringend benötigten Wissenstransfer in der Landwirtschaft garantiert sowie neue Geschäftsmodelle ermöglicht, könnte alle Beteiligten zusammenführen“, ist sich Rainer Spiering sicher.

Das System könnte die gesamte Prozesskette vom Feld bis zur Lieferung an den Handel abbilden. Die Landwirte werden so von einfachen Arbeitsaufgaben entlastet und zugleich können die Qualität, die Sicherheit der Prozesse, die Produktivität und Produktqualität weiter gesteigert werden. „Dies schafft mehr Transparenz und gesellschaftliche Akzeptanz für unsere Landwirtschaft“, ergänzt Dr. Horst Baier.

Einig waren sich alle Teilnehmer darin, dass der Datenschutz ein wichtiges Gut ist. Die Landwirte müssen sich darauf verlassen können, Herr ihrer eigenen Daten zu bleiben.