Liebe Leserinnen und Leser meines Wochenberichts,
dies war die zweite Wahlkreiswoche in Folge.
Am Montag hatte ich ein Gespräch mit Antje Schulte-Schoh, der Bundestagkandidatin für den Wahlbereich Osnabrück-Stadt. Wir haben uns über den anstehenden Wahlkampf und mögliche gemeinsame Auftritte und Termine unterhalten. Den restlichen Tag habe ich für die Büroarbeit genutzt.
Am Dienstag war ich den ganzen Tag in Quakenbrück und Nortrup unterwegs. Angefangen haben wir bei der Firma Rebotec. Das Quakenbrücker Unternehmen ist eigentlich im Bereich Werkzeugbau tätig, hat sich aber zusätzlich eine Nische im Bereich Prävention und Rehabilitation erschlossen. Die Fertigung reicht von Gehhilfen und Rollatoren über Pflegerollstühle bis zu Dusch- und Toilettenstühlen. Die Firma war übrigens die erste, die bei Unterarmstützen farbige Modelle eingeführt hat. Heute exportiert Rebotec in rund 50 Länder. Aktuell baut Reiner Bockstiegel, der Seniorchef von Rebotec, noch ein ehemaliges Kasernengebäude zu einem Hotel um.

Danach ging es nach Nortrup zum landwirtschaftlichen Hof Pieper. Johannes Pieper hat zum einen eine Schweinemast, baut aber auch Kartoffeln an. Ebenfalls vor Ort waren Samtgemeindebürgermeister Claus Peter Poppe, Ortsbürgermeister Karl-Heinz Budke und Vertreter des Maschinenrings Artland. Zusammen sprachen wir ausgiebig über die Stoffstrombilanz. Mit der Verabschiedung des Düngegesetzes ist die schrittweise Einführung der Stoffstrombilanz ab dem 01.01.2018 gesetzlich verankert. Das bedeutet, Landwirte müssen in Zukunft offen legen, welche Stoffe (Dünger, Futter, Medikamente) sie auf ihrem Hof und ihren Feldern verwenden. Ich bin überzeugt, dass bei dem Erstellen dieser Bilanz eine leistungsfähige IT eine große Hilfe sein kann. Mit einem Smartphone könnte ein Barcode oder QR-Code eingescannt werden, der die wichtigsten Daten bereits enthält.

Die dritte Station war die Firma Kemper. Mit den Geschäftsführern des Fleischwarenunternehmens Kemper Wurstwaren, Dr. Wolfgang Kühnl und Stephan Schmidt, sowie dem Betriebsratsvorsitzenden, Werner Lager, sprachen wir über den Wettbewerb am Markt. Die Firma Kemper setzt auf ein organisches, stetiges Wachstum und sieht sich als Technologieführer der Branche. Kemper hat bereits einige Bereiche automatisiert. Das Unternehmen hat derzeit etwa 1350 Beschäftigte, davon 50 Auszubildende. Bereits die Hälfte der Lehrlinge wird im technischen Bereich ausgebildet, zum Beispiel als Mechatroniker.
Interesse an Technik ist praktisch eine Familienleidenschaft. Dr. Kühnls Urgroßvater, Hermann Kemper, gilt als Erfinder der Magnetschwebetechnik. Als Hermann Kemper 1927 ins väterliche Unternehmen einstieg, nutzte er die finanzielle Kraft, um seine Forschung voranzutreiben, baute Versuchsstände und reichte 1934 das Patent ein. Die Grundlagen der Magnetschwebebahn und die Firma Kemper sind also auf das Engste verknüpft. Deswegen hat die Firma Ende 2016 Deutschlands letzten ausgemusterten Transrapid ersteigert. Der 70m lange Zug wird vors Verwaltungsgebäude gestellt und baulich integriert. Teile sollen Konferenz- und Schulungsräume werden, ein Teil wird der Öffentlichkeit zugänglich, als kleines Museum mit Informationen über den Urgroßvater und das Unternehmen.

Als letztes Unternehmen habe ich die Agrar-Güter-Vermittlung (AGV) besucht. Christine Gärke und Michael Kruse haben mir ihre Geschäftsidee zur Gülletrocknung vorgestellt. Über eine Biogasanlage wollen sie der Schweine- und Rindergülle die Flüssigkeit entziehen (Kumac-Prozess). Aus dem Flüssigteil wird Wärme und Strom produziert, der Festteil wird zu einem phosphatfreien Handelsdünger veredelt. Ich glaube auch, dass in der Trocknung von Gülle ein großes Potenzial liegt. Die Entwicklung der AGV werde ich weiterhin beobachten.
Abends bin ich noch mit Genossinnen und Genossen aus Quakenbrück und der Umgebung zusammengetroffen. In gemütlicher Runde habe ich aus Berlin berichtet und viele Fragen zu den aktuellen politischen Entwicklungen beantwortet. Das war ein rundherum gelungener Tag.
Gestern war ich bei Apotal in Hilter. Apotal ist die größte deutsche Versandapotheke und beschäftigt etwa 500 Mitarbeiter. Die Versandapotheken fürchten wegen eines Gesetzesvorhabens des Gesundheitsministers Hermann Gröhe um ihre Existenz. Hier konnte ich aber für Beruhigung sorgen. Der Versandhandel, auch mit rezeptpflichtigen Medikamenten, muss im 21. Jahrhundert als zusätzlicher Vertriebsweg für die Patienten erhalten bleiben. Insbesondere in strukturschwachen Regionen und für in ihrer Mobilität eingeschränkte Patientinnen und Patienten ist der Versandhandel eine notwendige Ergänzung zu Präsenzapotheken. Auf dem Land ist die nächste Apotheke leicht mal 15 Kilometer entfernt. Ein Versandhandelsverbot ist weder im Sinne der Bürgerinnen und Bürger noch im Deutschen Bundestag mehrheitsfähig. Unterstützung für ein Versandhandelsverbot bekäme die Union lediglich von Seiten der Linkspartei. Es ist offensichtlich, dass die Union weder die Patienteninnen und Patienten im Blick hat noch an einer Lösung für die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort interessiert ist. Die SPD-Bundestagsfraktion möchte eine europarechtskonforme, patientenorientierte Lösung, die die Apotheken vor Ort stärkt und den deutschen Versandhandel nicht benachteiligt.
Später habe ich mich mit einigen Ortsvereinsvorsitzenden zusammengesetzt, um über den bevorstehenden Wahlkampf zu sprechen und schon einmal die grobe Planung vorzustellen. Alle haben mir noch einmal die Unterstützung der Ortsvereine zugesagt. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Heute Vormittag war ich in Bramsche und habe Ostereier verteilt sowie diverse Gespräche mit Passanten geführt. Nachmittags treffe ich noch Christiane Fern, die Chefin der Arbeitsagentur Osnabrück. Ich möchte mit Frau Fern über die Möglichkeiten der engeren Kooperation zwischen Arbeitsagentur und Berufsschule sprächen. Ich fände beispielsweise ein festes Agenturbüro an den Berufsschulen sinnvoll. So ist ein enger Austausch der Berater mit den Lehrenden und den Schülerinnen und Schülern gegeben.

Ich wünsche Ihnen und Euch ein gesegnetes Osterfest und ein paar erholsame Tage im Kreise der Familie.
Ihr/Euer Rainer Spiering, MdB