Berufsschulpakt jetzt!

Rainer Spiering, Berichterstatter Berufliche Bildung:

Der diesjährige DGB-Ausbildungsreport beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Berufsschulen – hier müssen wir handeln. Rainer Spiering hat sich dazu schon positioniert und fordert einen Berufsschulpakt.

„Der diesjährige Ausbildungsreport der DGB-Jugend legt seinen Fokus auf die Rolle der Berufsschulen als wichtigen Lernort neben dem Betrieb. Das Ergebnis ist nicht befriedigend und zeigt deutlichen Handlungsbedarf, auch wenn es regionale Unterschiede gibt. Die bauliche und technische Ausstattung vieler Berufsschulen ist veraltet und muss in Hinblick auf die Digitalisierung der Arbeitswelt – Stichwort Arbeit 4.0 – dringend verbessert werden. Denn die Kommunen sind völlig überfordert, die Renovierung, Modernisierung und den Neubau ihrer Berufsschulen aus eigener Kraft zu finanzieren. Es kann nicht sein, dass es von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer Kommune abhängt, wie die Berufsschulen vor Ort aufgestellt sind. Wer A sagt und die Berufsbildung hochhält, muss auch B sagen und die Berufsbildung bezahlen. Deshalb gilt es nun, das System mit Berliner Geld zu unterstützen.

Unbemerkt von großen Teilen der Gesellschaft und der Wirtschaft, stellt die Berufsschule gerade fürs Handwerk und die mittelständische Wirtschaft die Innovationsplattform schlechthin dar. Nur die Berufsschule ist dazu in der Lage, den Transfer von Ingenieurwissenschaften an die Auszubildenden heranzutragen. Für die Überzahl der Handwerksbetriebe ist der Lernstandort Berufsschule heute überlebenswichtig. Allerdings hat das Bildungsministerium in der Vergangenheit sehr viel Wert auf Wissenschaft, aber wenig Wert auf die Förderung der Berufsschulen gelegt. Die Verantwortung auf die Länder abzuschieben ist inhaltlich falsch, die Berufsbildung ist über das Berufsbildungsgesetz eine Bundesangelegenheit. Wenn es nicht gelingt, die Berufsschulen bzw. die Berufsbildung zukunftssicher und zukunftsfest zu machen, müssen wir uns über den Industriestandort Deutschland ernsthaft Gedanken machen.

Zudem gilt es, die Universitäten dazu anzuhalten, die berufspädagogischen Bereiche auszubauen und für mehr Studenten zu werben. Auch im viel kritisierten Übergangssystem sollte die Berufsschule eine größere Rolle spielen, indem z.B. die Berufsvorbereitung dort konzentriert wird, wo das Know-how sitzt. Die SPD-Bundestagsfraktion hat in einem Positionspapier dargelegt, wie dies umzusetzen ist. Es bildet auch den Schwerpunkt in der Nationalen Bildungsallianz der SPD.

Um die duale Ausbildung zukunftsfest zu machen, muss die Reform des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) jetzt angepackt werden. Dies hat die CDU/CSU, ungeachtet der Handlungsempfehlungen von Fachleuten, bisher verhindert.

Für uns stehen bei der Novellierung des BBiG drei Themen im Vordergrund: die Freistellung von über 18-jährigen Azubis für den Berufsschulunterricht, das Recht, nach einer zweijährigen Berufsausbildung eine dreijährige Ausbildung abzuschließen und die Freistellung und Finanzierung von ehrenamtlichen Tätigkeiten in Prüfungsausschüssen.

Der DGB-Ausbildungsreport 2017 zeigt, dass jetzt gehandelt werden muss, um die Attraktivität der dualen Ausbildung zu stärken und das System zukunftssicher zu machen.“