Rainer Spiering, Bundestagsabgeordneter, fordert eine umfassende und nachhaltige Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Nutztierhaltung. Die SPD-Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft beschließt einen Maßnahmenkatalog zur praktischen Umsetzung.
„Mit unserem Maßnahmenkatalog wollen wir den Antibiotika-Verbrauch in der Landwirtschaft bis zum Jahr 2020 um mindestens 50 Prozent vermindern. Dieses Ziel können wir nur erreichen, wenn ein umfangreiches Maßnahmenbündel auf verschiedenen Ebenen umgesetzt wird. Für uns hat die Minimierung des Antibiotikaeinsatzes oberste Priorität, auch um die Zukunftsfähigkeit unserer Landwirtschaft sicherzustellen. Durch züchterische Auslese auf Gesundheit statt nur auf Leistungssteigerung kann abermals die Krankheitsanfälligkeit der Tiere reduziert werden. Wie in allen Bereichen der Wirtschaft müssen wir die Aus-, Fort- und Weiterbildung stärken. Diese Erkenntnisse müssen dann umgehend an die Landwirte weitergegeben werden“, hebt Rainer Spiering einige Punkte aus dem Maßnahmenkatalog hervor.
Weiter führt er fort: „Veterinärmediziner sind im Sinne der „One-Health“-Initiative dem Wohl von Mensch und Tier verpflichtet und nicht der Profitsteigerung der Pharma-Industrie. Die tierärztliche Unabhängigkeit muss gewahrt werden und die Gebührenordnung für Tierärzte dahingehend geändert, dass Nutztierpraktiker ihr Einkommen über ihre originäre Tätigkeit generieren und nicht über den Verkauf von Medikamenten. Dies schließt berufsständische Regelungen ein, mit denen Vollzugsdefizite geahndet und beseitigt werden. Gelingt dies der Tierärzteschaft nicht, muss das Dispensierrecht reformiert werden. Das Rabattsystem beim Kauf großer Arzneimittelmengen wollen wir abschaffen.“
Als Berichterstatter für den Bereich Forschung liegt Spiering auch hier den Finger in die Wunde und setzt sich für eine deutliche Stärkung ein. „In der tiermedizinischen Forschung und Lehre müssen neben dem Medikamenteneinsatz auch andere Therapiemöglichkeiten implementiert werden. Hierzu bedarf es weitere Forschung im Bereich Stall der Zukunft. Umfassendere Kenntnisse über Antibiotika-Resistenzen sollen erforscht und vermittelt werden. Eine signifikante Erhöhung der Fördermittel für Forschung im Bundeshaushalt ist dementsprechend angebracht. Zudem benötigen wir eine Liste aller kritischen bzw. Reserveantibiotika in Deutschland entsprechend der internationalen Vorgaben. Diese Antibiotika dürfen ausschließlich in der Humanmedizin angewendet werden.“
Spiering stellt dabei klar: „Der Einsatz von Antibiotika in der Tierproduktion trägt zur Entwicklung und Ausbreitung von resistenten Keimen bei. Wir wissen, dass gute Managementsysteme in der Landwirtschaft, den Einsatz von Antibiotika erkennbar reduzieren. Diese Landwirte bedürfen unserer Unterstützung, auch materiell. Wir müssen im Sinne dieser Landwirte dringend unsere Förderkulisse neu justieren. Ökonomie, Umwelt und Tierwohl dürfen sich nicht ausschließen. Zudem benötigen wir wieder mehr Akzeptanz für landwirtschaftliche Produkte. Hier müssen sich Landwirtschaft und Politik gleichermaßen bewegen.“