Liebe Leserinnen und Leser meines Wochenberichts,
die letzte Woche hat sich vollkommen anders entwickelt als erwartet. Eigentlich wäre ich diese Woche dienstlich in die USA geflogen, wurde aber leider durch eine Grippe außer Gefecht gesetzt. Daher war es mir möglich, Donnerstag den Stadtparteitag des SPD Melle zu besuchen.
Ich war eingeladen, um von meiner Arbeit im Bundestag zu berichten. Das Kernthema des Parteitages – wie man soziales Engagement in Melle fördern und ausbauen kann – ist für mich eine ur-sozialdemokratische Frage. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass auch die vor einem Jahr erst neu gegründeten Meller Jusos in ihrem Bericht über ihre durchgeführten und geplanten Aktivitäten zeigen, dass sie ganz nah am Geschehen mitspielen. Ihre Arbeit möchte ich hier noch einmal als sehr lobenswert hervorheben. Als Berichterstatter für TTIP ist es mir besonders auf solchen Veranstaltungen, bei denen ein Teil der Parteibasis versammelt ist, ein wichtiges Anliegen, auf die Bedenken zu diesem Abkommen einzugehen und Missverständnisse auszuräumen. Kulturelle Güter stehen beispielsweise gar nicht zur Debatte. Wer sich von vornherein gegen dieses Abkommen stellt, ist auch nicht bereit, zu verhandeln. China hat den Ländern in Asien und der Welt viel anzubieten und ist ein sehr aggressiver Verhandlungspartner. Wenn wir uns von vornherein gegen dieses Abkommen stellen und gar nicht bereit sind, zu verhandeln, besteht die Gefahr, dass die Amerikaner das Interesse verlieren. Deutschland hat enorm hohe Lebensmittelstandards im Gegensatz zu den USA, die eher auf das Prinzip der „chemischen Keule“ setzen. Spannend wäre die Frage, wer am Ende das bessere Produkt abliefern kann und ich denke, Deutschland hat hier ausgezeichneten Karten.

Ebenfalls am Donnerstag hat die Neue Osnabrücker Zeitung groß über die neuesten Ausbildungszahlen berichtet. 2014 haben etwa 522 000 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Dies ist der niedrigste Stand seit der Wiedervereinigung. Gleichzeitig ist die Zahl der gemeldeten unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen um zehn Prozent auf rund 37 100 gestiegen. Über diese Problematik habe ich an dieser Stelle schon öfter etwas geschrieben und auch bei verschiedenen Anlässen vielfach davor gewarnt, diese Entwicklung zu unterschätzen. Themen wie duale Ausbildung, Jugendausbildungsagentur, Facharbeiterqualifizierung sind mir eine Herzensangelegenheit. Ich bin um jeden Jugendlichen froh, der das Abitur macht. Denn das Abitur hat einen Wert an sich und Bildung ist extrem wichtig. Aber trotzdem muss nicht jeder Abiturient studieren. Eine ordentliche Berufsausbildung, vielleicht noch erweitert um den Techniker oder Meister, ist ebenfalls ein hoher Wert. Der im Übrigen auch materiell nicht nachteilig sein muss. Leider wurde zu lange auf die OECD gehört, die Deutschland jährlich eine zu geringe Akademikerquote bescheinigte, dabei aber außer Acht ließ, dass unsere duale Ausbildung eine enorm hohe Qualität hat und auch Berufe abdeckt, die in anderen Ländern studiert werden. Die Journalistin Beate Tenfelde fragt in ihrem wirklich guten Kommentar, ob wir es hier mit einer neuen deutschen Bildungskatastrophe zu tun haben? Nun ist der Begriff Katastrophe vielleicht etwas übertrieben, aber eine fatale Fehlentwicklung ist es allemal.
Freitag war ich als Diskutant zur 31. IHK-Regionalkonferenz eingeladen. Das Motto der Konferenz war „Corporate Social Responsibility (CSR) – Verantwortung von Unternehmen: Ehrbaren Kaufmann leben, nachhaltig wirtschaften“. Dahinter verbirgt sich die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und Unternehmern – eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Erfolgreiche Unternehmen haben immer auf eine langfristige und nachhaltige Unternehmenskultur gesetzt. Gerade mittelständische Familienunternehmen, dies gilt insbesondere in der Region Osnabrück, sind dann langfristig erfolgreich, wenn sie ihren wirtschaftlichen Erfolg an die Interessen ihrer Mitarbeiter gekoppelt haben.

Ich nenne bei solchen Gelegenheiten gerne das Beispiel der Verhaltensdividende. Unternehmen und Betriebe, die ihre Mitarbeiter gut behandeln, bekommen auch Auszubildende. Betriebe, die ihre Leute in den letzten Jahren schäbig behandelten, haben hier heute weit größere Probleme.
Am Samstag war ich bei der Jahreshauptversammlung der SPD-Bramsche zu Gast. Ein großes Thema dort war natürlich die IGS Bramsche. Die IGS ist eine tolle Schulform, deren Einführung und Betrieb aber nur läuft und sinnvoll ist, wenn die Eltern das auch wollen. In Bramsche ist das gut gelaufen. Der Elternwille war da und die Kapazitäten sind vorhanden. Außerdem haben sich die Stadt Bramsche und der Landkreis Osnabrück auf eine vernünftige und praktikable Regelung zur Übernahme des bisherigen Realschulgebäudes durch den Landkreis geeinigt. Zum neuen Schuljahr geht die IGS Bramsche nun an den Start.

Am gestrigen Sonntag war ich zum Reset- Gottesdienst in der St. Mauritius-Kirche in Dissen eingeladen. Ich habe mich Pastor Neumanns Fragen zu aktuellen Krisenherden wie der Ukraine und Syrien oder der Angst vor Terrorismus gestellt. Die Kirchengemeinde hat eine schöne Veranstaltung organisiert; mit musikalischer Begleitung, Kinderbetreuung und weiterem Rahmenprogramm.
Nun bin ich auf dem Wege nach Berlin und wünsche allen einen schönen Start in die Woche!
Ihr/Euer Rainer Spiering