Wochenbericht für die 15. Kalenderwoche 2015

Liebe Leserinnen und Leser meines Wochenberichts,

ich hoffe Ihr hattet/Sie hatten eine schönes Osterfest im Kreise der Familie.

Nach ein paar schönen Tagen in der Türkei startete meine Woche am Dienstag mit dem Besuch der Vorstandssitzung des SPD-Kreisverbandes Osnabrück-Land.

Der Kreisverband hatte, im Rahmen seiner Dialoggespräche, Siegfried Averhage zu Gast, den Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land (WIGOS) und Gesamtleiter des Geschäftsbereiches Wirtschaft und Arbeit beim Landkreis. Herr Averhage unternahm mit uns einen äußerst kurzweiligen Ritt durch die Entstehungsgeschichte der bundesweit seltenen Verschmelzung der kommunalen Arbeitsvermittlung (MaßArbeit) und der Wirtschaftsförderung. Aufgrund dessen, dass hier Wirtschaftsförderung und Arbeitsvermittlung aus einer Hand kommen, ergeben sich einige Synergieeffekte. Und zwar nicht nur für den Landkreis, sondern vor allem für die zu vermittelnden Menschen und die Unternehmen. Gerade über den direkten Kontakt zur regionalen Wirtschaft können sehr passgenau Arbeitskräfte vermittelt werden, während die Unternehmen einen Ansprechpartner haben und nicht mehrere Ansprechpartner in unterschiedlichen Bereichen.
Interessant fand ich auch Herrn Averhages Darstellung, anhand welcher Kriterien Unternehmen ihre Ansiedlung an einem Ort entscheiden. Neben erwartbaren Dingen, wie Verkehrsanbindung und Flächenbedarf, spielt auch die regionale Arbeitslosenquote eine Rolle: ist sie zu niedrig, befürchten Unternehmen, bei Bedarf nicht ausreichend Personal bekommen zu können.
Als Strukturproblem der Region nannte Herr Averhage den Mangel an Meistern und Technikern. Hier gilt es, mehr Gesellen in die Weiterqualifizierung zu bringen.

Mit (v.l.) Werner Lager (Kreisverbandsvors.), Jutta Olbricht (Aufsichtsratsmitglied WIGOS), Siegfried Averhage, Jutta Dettmann (stellv. Kreisverbandsvors.)
Mit (v.l.) Werner Lager (Kreisverbandsvors.), Jutta Olbricht (Aufsichtsratsmitglied WIGOS), Siegfried Averhage, Jutta Dettmann (stellv. Kreisverbandsvors.)

Am Mittwoch habe ich mich mit Hartmut Escher, dem Geschäftsführer der Natur- und Geopark TERRA.vita getroffen. Seit einigen Jahren gibt es das Bemühen, die Rolle der Geoparks bei der UNESCO aus dem eher informellen Status (unterstützt durch UNESCO), in einen formalen und dauerhaften Rang zu heben: den UNESCO Global Geoparks. In Deutschland gibt es aktuell sechs solcher Geoparks, unter anderem den TERRA.vita. Hier sind noch diverse formelle Schritte zu unternehmen, bis die Umwandlung vollzogen werden kann. Dieser Prozess soll im Herbst 2015 abgeschlossen sein. Das Vorhaben verdient auf jeden Fall unsere Unterstützung.
Abends war ich dann als Moderator auf der Veranstaltung „Leben wertschätzen – Neue Wege für ein höheres Tierwohl“. Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag durch Prof. Dr. Werner Wahmhoff, dem stellv. Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Prof. Wahmhoff führte die Anwesenden gekonnt und unterhaltsam auf eine gemeinsame Wissengrundlage. Dabei legte er unter anderem dar, dass auf 80 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland der Tierbestand abnimmt und auch der Gesamttierbestand seit Jahren rückläufig ist, während die gesellschaftliche Wahrnehmung von einem Anstieg ausgeht. Allerdings nimmt die Anzahl der Nutztiere pro Betrieb zu. In der Landwirtschaft findet ein Konzentrationsprozess statt, der vor allem im Nordwesten und in Bayern zu Großvieheinheiten führt, während die Nutztiere in den anderen Regionen schwinden. Prof. Wahmhoff machte zudem klar, dass das Tierwohl nicht von der Größe des Betriebs abhängt, sondern von der konkreten Haltung, die sowohl bei kleinen als auch bei großen Betrieben gut oder schlecht sein kann. Aus diesen und weiteren Gründen hat die DBU ein Projekt aufgesetzt, das in Zusammenarbeit mit 14 landwirtschaftlichen Höfen Tierwohl testet. Ziel des Projektes ist, Tierwohl messbar zu machen und Erkenntnisse zu gewinnen, wie die Ställe der Zukunft aussehen müssen.
Nach dem Vortrag konnte ich, neben Prof. Wahmhoff, die Landtagsabgeordnete Renate Geuter (Mitglied im Niedersächsischen Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung) und den Landwirt Ulrich Westrup (Vorsitzender und Vizepräsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft) auf dem Diskussionspodium begrüßen. Unter den drei Fachleuten entspann sich eine rege Diskussion. Einig waren sich alle, dass im Bereich der Landwirtschaft zu wenig Grundlagenforschung betrieben wird. Beispielsweise gibt es seit Jahrzehnten den haltlosen Zustand, dass männliche Küken vergast oder geschreddert werden, weil sie im Betrieb nicht gebraucht werden. Erst vor wenigen Jahren gab es Fördergelder, um alternative Wege erforschen zu lassen. In etwa zwei Jahren wird es einen marktreifen Test geben, der bereits im Ei das Geschlecht des Kükens bestimmen kann. Nach Meinung des Podiums ist diese Vorgehensweise richtig: Problem erkennen, Forschung betreiben und die Ergebnisse in der landwirtschaftlichen Praxis umsetzen.

V.l. Rainer Spiering, Renate Geuter, Ulrich Westrup, Prof. Wahmhoff
V.l. Rainer Spiering, Renate Geuter, Ulrich Westrup, Prof. Wahmhoff

Abschließend konnte sich das Publikum mit Fragen einbringen, was die Zuschauer auch rege nutzten. Die Wortmeldungen kamen aus ganz unterschiedlichen Bereichen: Landwirten, Tierärzten und Verbrauchern.
Als Fazit der gelungenen Veranstaltung kann festgehalten werden, dass gerade im Stallbau und in der Forschung zum Stallbau ein hohes Tierwohlpotential liegt. Zudem muss generell mehr Grundlagenforschung betrieben werden. Als drittes sollte der Dialog aller Beteiligten aufrechterhalten werden, da so eine gegenseitige geistige Befruchtung stattfinden kann.

Publikumsfragen ans Podium
Publikumsfragen ans Podium

Donnerstag hatte ich unter anderem einen Termin mit Wolfgang Schenk, dem Regionalkoordinator der Initiative VerA („Verhinderung von Abbrüchen und Stärkung Jugendlicher in der Berufsausbildung durch SES-Ausbildungsbegleiter“). Auf Wunsch stellt der SES (Senior Expert Service) diesen Jugendlichen berufs- und lebenserfahrene Expertinnen und Experten zur Seite. Die SES-Ausbildungsbegleiter sind ehrenamtlich tätig, kennen die Sorgen junger Menschen und helfen individuell. Die Hilfe reicht von der Beantwortung fachlicher Fragen über das Begleiten von Übungen für die Berufspraxis bis hin zur Unterstützung der Vorbereitung auf Prüfungen und vieles mehr. Diese ehrenamtliche Begleitung der Jugendlichen durch erfahrene Ruheständler finde ich sehr lobenswert. Auf diesem Gebiet passiert auch politisch sehr viel (z.B. die assistierte Ausbildung). Je mehr Jugendlichen wir helfen können, desto besser für alle.

Ich hoffe, Sie hatten/Ihr hattet ein schönes Wochenende!

Ihr/Euer Rainer Spiering